„Die letzte Hand an sein Werk legen, das heißt verbrennen.” G.C.Lichtenberg

Der Metricalizer realisiert eine Silbenzerlegung auf phonetischer Basis, analysiert Metrik sowie Reime und erlaubt eine Klassifikation der Strophen nach Fritz Schlawe beziehungsweise Horst J. Frank.

  • Allgemeines
  • Metrische Analyse
  • Silbifikation
  • Klassifikation
  • Reimanalyse
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Wie benutzt man mich?

Kopiere einfach den Text in das dafür vorgesehene Feld und klicke anschließend auf Analysieren. Zeilen, die nicht Teil der metrischen Analyse sein sollen, wie z. B. eine Überschrift, lösche bitte oder kommentiere sie durch ein # am Zeilenanfang aus. Die Trennung der einzelnen Strophen erfolgt durch eine Leerzeile.

Der Metricalizer kann unterschiedliche Analysen durchzuführen. Standardmäßig wird die metrische Analyse durchgeführt. Du kannst aber selbst bestimmen, welche Analysen du wünschst, indem du die entsprechenden Funktionen an- oder abhakst.

Was ist metrische Analyse?

Der metrischen Analyse liegt eine Analyse prosodischer Vorhersagen zu Grunde. Gewisse Vorkommen von Buchstaben, deren Kombination innerhalb einer Silbe und über die Silbengrenzen hinweg, werden dabei ausgewertet und in einem Raster der prosodischen Vorhersage zusammengeführt. Für jede Silbe wird so eine Wahrscheinlichkeitberechnung angestellt, ob es sich dabei um eine betonte oder eine unbetonte Silbe handeln könnte.

Im Anschluss daran wird in einem Euphonieverfahren berechnet, welche Silben mit welcher Wahrscheinlichkeit betont sind und welche Konsequenzen das für benachbarte Silben mit sich bringt. Die beiden euphonischen Grundregeln legen fest, dass in einem Vers nie zwei betonte Silben nebeneinander stehen können und nie drei unbetonte Silben aufeinander folgen dürfen. Gewisse Ausnahmen sind erlaubt, vor allem um den Hebungsprall in antiken Odenstrophen abbilden zu können. In moderner Lyrik können diese beiden Grundregeln der Euphonie verletzt werden und aus diesem Grund hat der Metricalizer in der Interpretation metrischer Stukturen moderner Lyrik seine Grenzen. Silben, die bis dahin noch gar nicht interpretiert werden konnten, werden im Anschluss an die Euphonie über ein Analogieverfahren zu anderen Silben berechnet.

Am Ende aller Analyseschritte erstellt der Metricalizer das Metrum und die Reimstruktur des Textes. Wenn alles gut gegangen ist, dann wird jede Silbe entweder als betonte (+) oder als unbetonte (-) Silbe interpretiert sein. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass sich Silben nicht analysieren lassen. Solche Silben liegen oft am Versanfang und eine eindeutige Zuweisung würde einer Überinterpretation gleichkommen. Diese Silben werden dann bei der metrischen Bestimmung ausgespart und als "0" ausgegeben. Ist das Analyseergebnis sehr nah an einem regelmäßigen Metrum, trifft dieser aber nicht zu 100%, so kann es sein, dass dieses Metrum dem Text zu Grunde liegt, dies aber vom Metricalizer nicht erkannt wurde. Dahinter steckt oft die Absicht der Autoren, ihre Gedichte nicht einfach am Metrum herunterzuleihern, sondern sich sanft gegen dieses zu stellen. Der geschulte und geneigt Nutzer wird an den betreffenden Stellen sehen, dass der Metricalizer so in der Lage ist, Emphase und schwebende Betonungen, die der Autor in den Text gelegt hatte, sichtbar zu machen.

Erklärungen zur Silbenzerlegung

Während der Silbenzerlegung wird jedes Wort in seine silbischen Elemente zerlegt. Die Silbengrenzen werden dabei mit "|" markiert, die Wortgrenzen mit "()". Ein Beispiel folgt.

Seht, da ist die Witwe Bolte,  
Die das auch nicht gerne wollte  

(Seht) , (da) (ist) (die) (Wit|we) (Bol|te) ,  
(Die) (das) (auch) (nicht) (ger|ne) (woll|te)

Dabei ist anzumerken, daß es sich nicht um eine orthographisch korrekte Silbenzerlegung handelt. Es wird hier eine Wortzerlegung nach phonetischen Gesichtspunkten realisiert. Beispiele:

(bal|lett|a|ben|de)  
(ü|ber|las|sungs|ver|ein|ba|run|gen)

Bei der Analyse handelt es sich um einen selbstentworfenen Algorithmus, welcher sich vorrangig an Wahrscheinlichkeiten orientiert. Da im Augenblick keine Datenbank integriert ist, so sind hier durchaus Fehler zu erwarten. Vorteil eines derartigen Ansatzes ist es allerdings, daß auch die Analyse unbekannter Worte, die Analyse von Gedichten in altdeutscher Schreibweise, die Analyse von Gedichten in mundartlicher Schreibweise bis hin zur Analyse von Nonensgedichten eine erstaunlich gute Treffergenauigkeit liefert. Ein Hauptproblem der Analyse sind zusammengesetzte Worte, welche natürlich ohne einen Wortpool nicht immer korrekt erkannt werden können. Beispiele:

(maul|kor|ber|lass)  
(Sa|ha|raun|wet|ter)

Klassifikation nach Frank

Konnte ein metrisches Schema bei Horst J. Frank „Handbuch der deutschen Strophenformen” nachgewiesen werden, so wird die bei Frank notierte Nummer ausgegeben, die sich im gedruckten Werk am unteren Seitenende wiederfindet (z. B. 4.49). Zusätzlich wird die ebenfalls bei Frank angegebene Anzahl der betonten Silben pro Vers notiert ([4444]). Diese Nummern werden hinter der jeweiligen Strophe ausgegeben. Liegt bei Frank für die entsprechende Strophenform eine sprechsprachliche Benennung vor (wie z. B. im Falle einer „Terzine”), wird diese Benennung ebenfalls mit ausgegeben.

Klassifikation nach Schlawe

Wird das Schema bei Fritz Schlawe „Die deutschen Stophenformen” nachgewiesen, so wird neben der bei Schlawe notierten Kennnummer die Anzahl der Verse als arabische Zahl vorangestellt (4.720 entspricht demnach der bei Schlawe unter den vierversigen Strophen notierten Nummer 720). Diese Nummer wird ebenfalls hinter der jeweiligen Strophe ausgegeben. Liegt bei Schlawe für die entsprechende Strophenform eine sprechsprachliche Benennung vor (wie z. B. im Falle eines „"Hexameters”), wird diese Benennung ebenfalls mit ausgegeben. Die ausgegebene Kennnummer kann von den bei Schlawe im Registerteil aufgeführten Nummern des jeweiligen Gedichtes abweichen.

Das Gedicht „Weiße Rosen 3” von Theodor Storm wird z.B. bei Schlawe durchweg als AAAY.AAA.AAAY.AAA geführt, obwohl die erste Strophe des Gedichtes im Vers 3 zwei unbetonte Silben aufweist (-+-+-+-/-+-+-+/-+--+-+-/-+-+-+) und die dritte Strophe im letzten Vers verkürzt ist (-+-+-+-/-+-+-+/-+-+-+-/+-+-+).

Quellen:
Horst J. Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen. 2. durchgesehene Auflage. Francke Verlag. Tübingen / Basel 1993.

Fritz Schlawe: Die deutschen Strophenformen. Systematisch-chronologisches Register zur deutschen Lyrik 1600-1950. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung. Stuttgart 1972.

Erklärungen zur Reimanalyse

Der Metricalizer kann die unterschiedlichen Reimformen des Gedichtes analysieren. Die wichtigste Reimform ist der Endreim. Für jeden Vers wird über ein Buchstabenkürzel das Reimschema des Endreims ausgegeben. Sind Verse ungereimt, so werden diese Verse mit einem "x" notiert. Daneben werden auch Anfang- und Binnenreime ausgegeben, soweit diese vorliegen. Diese werden derzeit jedoch noch nicht im Text markiert.

Beispiele:
# Lene Voigt: De Granische des Ibigus   
 (Härr) (Ib|ig|us) (war) (ä) (So|li|ste) 
 (Vom) (Män|ner|go|re) " (Blä|ke|gut) " . 
 (Sei) (Ruhm) (drang) (bis) (zur) (färn|sten) (Gi|ste) , 
 (Ps) (war) (ähmd) (ä) (äch|tes) (Ginst|ler|blut) . 
 (De) (Mäd|chen) (aus) (Ad|ehn) (un) (Schbar|da) , 
 (Die) (schwärm|ten) (heeß) (fier) (sein) (De|nor) , 
 (Un) (je|de) (Em|ma) , (je|de) (Mar|da) 
 (Ihr) (glee|nes) (Här|ze) (an) (ver|lor) . 

Reim:
  Endreim="ababcdcd" (Kreuzreim)

# Günter Gehl: ein Limerick 
 (Ei|ner) (von) (den) (Pi|lo|ten) 
 (hat|te) (Zwei) (lin|ke) (Pfo|ten) . 
 (Er) (flog) (wie) (im) (Tran) 
 (und) (fand) (nicht) (die) (Bahn) . 
 (Man) (zählt) (ihn) (jetzt) (zu) (den) (To|ten) . 

Reim:
  Endreim="aabba" (Limerick)
  Binnenreime/Schlagreime
            

Kontaktinformationen

Der Metricalizer ist ein privates Projekt von Klemens Bobenhausen und Günter Gehl. Die Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Verbesserung unterliegen somit Restriktionen, welche sich aus Prioritäten des „normalen” Broterwerbs ergeben. Wir bemühen uns im Rahmen unserer verfügbaren Zeit jedoch, das Programm ständig zu verbessern und sind somit an entsprechenden Rückmeldungen der Nutzer des Programms sehr interessiert.

Bei speziellen Fragen zur zugrundeliegenden Theorie der Analyse und zum „germanistischen Hintergrund” wenden sie sich bitte an Klemens Bobenhausen

Mit Fragen zur Software und zur Gestaltung der Website wenden sie sich bitte an Günter Gehl.

Ideen zur Weiterentwicklung des Programs, Gedanken zu neuer Funktionalität, Hinweise zu Fehlern und dergleichen sind uns immer willkommen.